Hallo Welt. Jetzt blogge ich auch mal mit. Weil ich im Internet einen Haufen Leute gefunden habe, die die Kirche lieben, so gut und schlecht, wie sie ist. Weil ich offensichtlich nicht alleine bin (außer wenn der Pfarrgemeinderat tagt). Weil es noch viel mehr von uns gibt, die endlich ihre Stimme erheben müssen und ein wenig Freude am Glauben in die Welt hinausbloggen.
Und weil gestern Fronleichnam war. Hier in meiner berufsbedingten Diaspora. Ich war also auf das Schlimmste vorbereitet, aber es kam noch schlimmer. Am "Catholic Pride Day" wurde man priesterlicherseits nicht müde, der Gemeinde unter die Nase zu reiben, dass man sich angesichts der jüngsten Enthüllungen doch sehr schämen müsse als Katholik.
Nun ja, ich weiß nicht, was die sehr zahlreich um den Altar versammelten Herren sich selbst vorzuwerfen haben, mir jedenfalls wurde nie und nimmer durch einen Priester etwas Schlimmeres angetan als die Verabreichung heiliger Sakramente. Das Glück hatte nicht jeder, dessen bin ich mir wohl bewusst, aber die eigentliche Vertuschung findet Tag für Tag in hundsordinären Familien statt, wer findet die gesamte Kirche sei aufgrund der verjährten Verfehlungen einiger Schweinehunde gründlich diskreditiert, der kann sich auch von seinem eigenen Vater lossagen, denn dann wären Vaterschaft und Familie ebenso gründlich diskreditiert (was mit Sicherheit auch nicht ohne Absicht geschehen wäre). Der glaubt wohl auch, solche plötzlichen Enthüllungen vor der Vollversammlung der "Wir wollen Barrabas"-Rufer, die im Erscheinen marGOTTes kulminiert, seien purer Zufall und journalistische Qualitätsarbeit.
Aber ich schweife ab: mancher konnte sich der Prozession nicht anschließen, da er nicht hinter Corpsstudenten (!!) in voller Montur hergehen wollte. Jaja, dass die Monstranz aussieht, wie ein Modell des Atomiums in Brüssel, und dass keiner der Himmelsträger sich im Stande sah, eine Krawatte zu binden, ist voll in Ordnung, aber konservative (!?) Katholiken, die sich so richtig rausputzen und bei der Wandlung ehrfürchtig salutieren sind Pfui Deibel (ebenso wie Latein, die Lesung und die Fürbitten gab es in so ziemlich jeder seit Babel verfügbaren Sprache, außer Esperanto und der Muttersprache Europas, und weil sowas dauert wurde man ausdrücklich aufgefordert sich doch hinzusetzen). Das Prozessiönchen, für das die Polizei den Fahrradstreifen eigens abgesperrt hatte, führte natürlich in die hässlichste Kirche der Stadt (wer die Mutter Gottes sucht, findet sie in der Nähe der Rumpelkammer, pardon des Beichtraumes, man sitzt ganz demokratisch um den Altarraum herum, um nur ja zu verdeutlichen, wie bedeutungslos die Weihe ist, damit man in einigen Jahren alle Priester Deutschland konzelebrativ um ein Stück hässlichstes Büromobiliar versammeln kann, um des Sohn eines Handwerkers würdig zu verehren).
Nene, nächstes Jahr fahre ich nach Hause, in die Eifel, wo man so katholisch ist, dass es den Bischof peinlich berührt, wo man weiß, dass Untertreibung unkatholisch ist und jede Prozession das heimliche Motto "Gott mit uns und Schmach dem Nachbardorf" trägt (jaja, ist nicht Sinn der Sache, aber Spaß an der Freude ist auch nicht verboten).
Wenn das jetzt zu polemisch war, dann war das eine psychologisch-hygienische Notwendikeit, für die man sich bei der SZ-Redaktion bedanken darf.