Mittwoch, 8. Juni 2011

Kampf ums Zölibat?

Elsa zitiert Bischof Müller und einen italienischen Journalisten, die hinter allseits bekannten Memoranden und offenen Briefen eine koordinierte Kampagne gegen das Zölibat anläßlich des Papsbesuches wittern. Man weiß es natürlich nicht genau. Man hofft natürlich, das sind Verschwörungstheorien von verklemmten Sexualneurotikern. Aber man könnte es für möglich halten. Denn immerhin haben wir es im deutschen Katholizismus mit verkrusteten Strukturen von institutionalisierter, teilweise verbeamteter Arroganz zu tun, die eifersüchtig ihre Pfründe verteidigt: das Pöstchen im Rundfunkrat etwa, oder den Charaktermajor für verdiente PolitikerInnen in irgendeinem Zentralkomissariat- wobei die Frage ob verdient oder nicht keineswegs der Meinung eines dahergelaufenen Wahlbürgers überlassen ist, das entscheidet Kardinal Karl und der Dahergelaufene soll den Verdienten dann bitte nicht mehr kritisieren. Verdiente Politiker ist dann wohl auch die beste Übersetzung von "viri probati".Was spräche also dagegen: weg mit dem Zölibat, her mit Hochwürden Lammert! Wir hätten die Kirchen auch fern von Heiligabend wieder voll, und der verdiente Politiker, der leider nicht mehr zu Maybritt Illner aufs Podium geladen wird, hätte hier immerhin noch eine Kanzel, von der aus er sein wohltuend schlafförderndes Werk verrichten könnte. Dieser freudige Tagtraum wird nur noch übertroffen von der Vorstellung eines Beichtgesprächs mit Rita Süßmuth, oder der eines Ehegelübdes vor Horst Seehofer. Außerdem würde jedem einleuchten, was Berufung meint: ein krisenfester, steuerfinanzierter Job.Lehramt, wir ahnen es in Zeiten merkelscher Prinzipientreue und Führungsstärke, wäre eine von der Presse auszuübende Funktion und Katholiken wären auf Cocktailparties somit keine Buhmänner mehr.
Jetzt fragt sich mancher, der dies eher für'nen Alptraum hält: was könnte uns davor bewahren? Die Antwort, soviel sei verraten fand die kirchliche Reformbewegung des 11. Jahrhunderts im Rahmen ihres ambitionierten Projektes zur Trennung von Kirche und Staat, sehr zum Mißfallen deutscher Pfründenhocker.

2 Kommentare:

  1. Schöner Beitrag - und nicht nur der rechtfertig diesen Award hier: http://viatormundorum.blogspot.com/2011/06/kaum-zu-glauben.html
    Viele Grüße!

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