Montag, 25. April 2011

Ein paar Gedanken


Belehrung

Mir war schon aufgefallen, dass die kleine, alte Frau, die neben mir saß, von ihrem Rosenkranz abgelassen hatte. Ein Poster an der Wand hatte plötzlich all ihre Aufmerksamkeit. Mit einem strahlenden Lächeln sah zu mir herüber und sagte: „Das Bild lieb ich ja. Sehen Sie nur, is das net schön? Der heilige Joseph mit dem Kind, so schön! Den heiligen Joseph hab ich ja besonders lieb. Der hat mir so geholfen, als mein Mann gestorben ist, und später als meine Tochter auch gestorben ist. Und die Hostie hat der kleine Jesus auch schon in der Hand. Wie froh wir Christen doch sein können, dass wir die Sakramente haben.Aber ich will Sie net stören“ Ich wollte ihr versichern, dass sie nicht störte, als das Beichtzimmer frei wurde, und sie darin für eine ganze Zeit verschwand.
Ich fragte mich, was die wohl zu beichten haben könnte(räusper).Und ich freute mich, dass wenigstens der heilige Joseph stets ein offenes Ohr für sie hat.

Aussetzung

Die stille Anbetung ist ein Geniestreich: an fünf grölenden Grillparties vorbei, durch Horden von angetrunkenen Schülern hindurch-Biergartenwetter halt, man kann's gut verstehen,geht man mitten in der Nacht in eine Kapelle, um zwei Stunden lang vor goldenen Gefäßen unter einem verhüllten Kruzifix auszuharren. In aller Stille. Darauf muss man erst mal kommen, die Leute derart den Inhalten ihres Glaubens auszusetzen, wie dies hier und in der heiligen Woche überhaupt geschieht.
Ihnen vor Augen zu führen, dass es hier nichts zu sehen und zu begreifen gibt, sondern nur etwas zu glauben und zu betrachten.
So wie Er auf diesem Esel saß und an diesem Kreuz hing, so ist Er jetzt auch hier. Und das macht mich zu einem Teil der jubelnden Menge und des tobenden Mobs. Ich spucke Ihm ins Gesicht und reiche Ihm das Schweißtuch.So wie die Jünger zu wachen versuchten, so sitze ich jetzt bei Ihm( bzw. bin ganz bei meinen Augenlidern).Aber Er ist sich seiner Sache sicher. Ich zimmere Ihm ein Kreuz, und Er empfiehlt mich seiner Mutter.


Enthüllung

Hör auf zu glauben, dass Du siehst.






Sonntag, 10. April 2011

Bloggen oder nich Bloggen

Das ist hier die Frage. Ich dachte, irgendwie müsste es bei mir hier christlicher und nächstenlieber zugehn. Da mir zum um sich greifenden Memorandismus aber nichts Christliches einfiel, hab ich's lieber gelassen. Allerdings erreichte mich heute in der (zweiten ) Predigt eine gute Nachricht-entgegen allen Eindrücken, die man in letzter Zeit gewinnen musste:
Dialog ist nicht das achte Sakrament!
Ich folgere daraus, dass Dauernörgelei immer noch nicht als Nachweis besonderer Inspiration zu gelten hat. Schade nur, dass man für eine solche Erkenntnisse kostspielige, zeitaufwendige Zugfahrten auf sich nehmen muss- hinein ins talarbekleidete schröööckliche Mittelalter.
Manchmal ist's aber einfach nötig, um sich von der geballten, plüschbewehrten Banalität manches neuen Kirchenliedes zu erholen. Ihr wisst schon- Gott, der Rainbow-Warrior, der mit seinen kräftigen Händen uns immer und überall den Rücken stärkt, damit es auf der Welt ganz schön und gerecht zuzgeht; der eine Grillparty schmeißt mit Lagerfeuer, wenn wir die bösen Konzerne in Jesu Namen durch das Kaufen von Tazpresso im Kirchenladen in die Knie gezwungen haben. Ich beantrage in diesem Sinne die Aufnahme folgenden tollen Liedes über Gott ins Paderborner Liederbuchs- wenn Elton John das Imprimatur erteilt:



Je ne regrette rien würde theologisch natürlich auch passen.
Die schlechte Nachricht bleibt: wenn mir etwas vom Verkündigten unangenehm ist, muss ich mich wohl ändern.
War das jetzt christlich?